(05/07 N°10) Die ersten Reihen der halbrunden Bungalows in Famara sind extrem dem Nordostpassat ausgesetzt. Der Sandanteil im Wind schmirgelt beständig an allen Flächen, der Salzanteil lässt alles erweichen und verrosten, zusammen hinterlassen sie auf allem einen sandigen Salzfilm.
Die erste Reihe der Bungalows der so genannten „Norwegersiedlung“ in Famara liegt in dem Dünengürtel, der den Strand landeinwärts abschließt. Hier sammelt sich vor und hinter jeder Bodenerhebung Sand an, eine Gartenmauer kann schnell zum Bestandteil einer Düne werden. Die Hausbesitzer der ersten Reihe müssen immer wieder außerhalb der Mauern den Sand wegräumen lassen, damit die dort neu entstehenden Dünen nicht in deren Gärten hineinwachsen.
Planung und Anlage eines Gartens inmitten von Sand, Wind und Salz verlangt andere Fragestellungen als ein Garten im Inneren der Insel. Die erste Frage ist, was wächst hier überhaupt noch, die zweite, sind diese Pflanzen für einen Garten geeignet? Wie können wir den Wind an der Bodenoberfläche bremsen, ohne große Sandanhäufungen erwarten zu müssen? Picón als Mulchmaterial scheint ungeeignet, er würde sich bald mit Sand vermischen. Welche Art der Bewässerung ist die günstigste? Und die wichtigste Frage:
Wird das, was wir hier vorhaben, dem Hausbesitzer gefallen?
Das Grundstück war bis auf Haus und Garage leer. Von zwei Seiten ist es mit Dünen umgeben. Die sich innerhalb der Gartenmauern befindlichen Dünen wurden bis auf eine leider weggeräumt. Der Boden bestand aus Sand und Steinen.
Die Lösung: Wir hatten uns entschlossen, eng angelehnt an die Dünenlandschaft einen Naturgarten anzulegen. Zuerst prüften wir die Windverhältnisse auf dem Gelände und markierten die Stellen mit weniger Wind, die Richtungsänderungen um Haus und Garage, und die Windkanäle - enge Stellen, an denen die Windgeschwindigkeit besonders hoch ist. Dann legten wir als Fortsetzung der Dünenlandschaft Hügel aus Steinen, Erde und einen Mulch aus gewaschenem Sand an. Nach der Bepflanzung wurde eine Tropfbewässerung auf den Sand verlegt und alles mit Steinen abgedeckt. Der gewaschene Sand dient in der ersten Zeit als Mulch und Sperrschicht gegen Salz, um das Anwachsen der Pflanzen zu erleichtern. Die Abdeckung mit Steinen wird auch auf heimischen Feldern verwendet. Sie verlangsamt die Windgeschwindigkeit an der Bodenoberfläche und vermindert Verwehungen.
Nur einige wenige der bekannten Gartenpflanzen halten diese Verhältnisse aus. Palmen, auch Kokospalmen, kommen hier nicht zurecht. Sogar die Casuarine, die sich in Ostafrika mit ihren Wurzeln in salzwasserbesprühte Küstenfelsen klammert, gibt hier auf. Überraschenderweise kommt die Araukaria excelsa, die Zimmertanne, hier ganz gut zurecht, wird aber nicht so hoch wie gewohnt.
Die salz- und trockenresistente, rosa blühende Tamariskenart Tamarix pentandra wächst hier gut. Sie stabilisiert sandiges Gelände und bietet Windschutz. Die heimische Art heißt Tarajal – Tamarix canariensis. Cocoloba – Uva del Mar tut sich hier am Strand noch etwas schwer, einige hundert Meter weiter landeinwärts wächst sie besser. Pittosporum tobirae und die Myoporum Arten – Brillante genannt- sieht man überall in Famara. Ihr Wuchs geht aber mit der Windrichtung in die Waagerechte über. Hibiscus und Bougainvillea halten sich hinter Windschutzmauern, alles, was von ihnen über die Mauer hinaus wächst, stirbt ab. Bei niedrigen Pflanzen ist die Auswahl größer. Gut gedeiht die Tajinaste- der Natternkopf, Echium bonetti und E. lanzarottense, beide schwer zu bekommen.
Der Goldstern, Naupilus sericeus und lechuga del Mar-Astidamia latifolia passen gut zu den Siemprevivas – den Limoniumarten. Erwähnenswert ist Limonium papillatum, der Warzige Strandflieder, im Risco de Famara zu Hause. Einmal gepflanzt, vermehrt er sich über die Jahre durch Selbstaussaat. Nauplius sericeus, den Goldstern, findet man auf der ganzen Insel. Mit Bewässerung wird er zu einem schönen kleinen, gelb blühenden Busch. Schöne Polster bildet Nauplius aquaticus, noch schöner ist Nauplius schultzii, der auf Lanzarote vom Aussterben bedroht ist. Weitere Bodendecker sind Periploca laevigata und P. cornical, die gebräuchlichen Mesembryanthemum-Arten und Lotus maculatus mit gelb-roten Blüten. Von selbst siedelt sich Lotus lancerottense an. Auch das Silberkraut, Lobularia canariensis, besiedelt freie Stellen. Hält man es im Zaum, ergänzt es die Neupflanzung mit seinen blassblauen Blüten.Ein paar hundert Meter oberhalb kann man wieder mit Picón arbeiten, und die Pflanzenauswahl ist größer. Das Salz macht dem Gärtner weniger Probleme, der Sand keine mehr. Nur der Wind ist genauso stark und stetig.