02-01-2011 Spanien/Lanzarote - (sb) Gestern ist in Spanien eines der weltweit strengsten Anti-Tabak-Gesetze in Kraft getreten. Ein entsprechender Gesetzesparagraph existiert in Spanien zwar schon seit fünf Jahren, aber nur wenige haben das Rauchverbot wirklich ernst genommen. Das soll jetzt anders werden. Gesundheitsministerin Leire Pajín hat für diejenigen, die das neu erlassene Gesetz missachten, drakonische Strafen zwischen 30 und 600.000 Euro angedroht.
„Prohibido fumar“ (Rauchen verboten) heißt es ab sofort in sämtlichen geschlossenen öffentlichen Räumen, darunter in Cafés, Restaurants und Diskotheken und teilweise sogar auch unter freiem Himmel, zum Beispiel auf und in der Nähe von Kinderspielplätzen und Schulhöfen oder vor Krankenhäusern. Raucherzonen sind künftig weder am Arbeitsplatz noch in Gaststätten oder auf Flughäfen erlaubt. Das Rauchverbot betrifft natürlich auch Spaniens Touristen, obwohl Hotels einige Ausnahmen zugestanden bekommen haben: So dürfen sie 30 Prozent ihrer Räume als Raucherzimmer vermarkten. Auch Fußballfans und Besucher von Stierkämpfen dürfen weiterhin ihrer Sucht frönen: Im Stadion (unter freiem Himmel) und beim Stierkampf, bleibt das Qualmen ebenso erlaubt wie im eigenen Auto.
Der spanische Hotel- und Gaststättenverband beklagt die neue Regelung, bezeichnet sie als viel zu hart und prophezeit Umsatzeinbußen von mindestens fünf bis zehn Prozent im Hotel- und Gaststättengewerbe. Um seinem Unmut Luft zu machen, nimmt der Verband ordentliche Summen Werbegelder in die Hand, um in verschiedenen Zeitschriften und Magazinen gegen das neue Gesetz von Gesundheitsministerin Leire Pajín Propaganda zu machen. Wie zum Beispiel der Verband der Tourismusunternehmer von Lanzarote (Federación de Empresarios Turísticos de Lanzarote), kurz AETUR, der in seiner Postille Dos Islas gegen das Anti-Tabak-Gesetz Propaganda macht. Auch touristik-aktuell.de wettert gegen das neue Anti-Tabak-Gesetz in Spanien und applaudiert zu der Tatsache, dass „immerhin die Strände von dem neuen Gesetz ausgenommen“ sind und der Tourist so weiterhin seine Kippen im Sand ausdrücken kann ohne bestraft zu werden. Dabei kann eine solche Kippe, von einem Kleinkind aus Versehen in den Mund genommen, schwerwiegende gesundheitliche Schäden, bis hin zum Tod, provozieren.
In Spanien sterben jedes Jahr rund 50 000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Ein Zehntel davon, also rund 5000 Menschen sind Passivraucher, darunter 1000 Beschäftigte aus der Gastronomie. Trotz der bisherigen Verbote war der Raucheranteil in der spanischen Bevölkerung um einen Punkt auf 35 Prozent angestiegen. Demgegenüber schreibt die Zeitung La Vanguardia, dass die Zahl der Herzinfarkte allein seit der Einführung des ersten Anti-Tabak-Gesetzes signifikant zurückgegangen sei.