14.7.2016 Lanzarote (kj) – Ende Mai fand auf Lanzarote der erste Internationale Kongress zu Mikroplastik (I Congreso Internacional sobre Microplásticos, kurz Micro 2016) statt. 200 Wissenschaftler aus 30 Ländern trafen sich im lanzarotenischen Cabildo, um über das neue Umweltproblem Mikroplastik zu diskutieren und aktuelle Forschungsergebnisse auszutauschen. Das Produkt dieser Zusammenkunft ist die „Declaración de Lanzarote“, eine schriftlich formulierte Absichtserklärung, welche die bisherigen Ergebnisse zusammenfasst und Lösungsansätze formuliert.
Seit den 70er Jahren ist bekannt, dass Mikroplastik praktisch überall ist: in der Atmosphäre, im Boden, in Seen, Flüssen und Meeren. Auch Lanzarotes Strände sind von den winzigen Teilchen massenweise übersät, wie kürzlich durchgeführte Untersuchungen zeigten. Unter die Kategorie Mikroplastik fallen Teilchen bis zu einer Größe von fünf Millimetern. Obwohl die Verschmutzung durch Mikroplastik in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, stecke die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen, so die Wissenschaftler.
Plastikesser
Nachforschungen zeigten, dass Mikroplastik vor allem im Lebensraum von Mikroorganismen im Meer zu finden sei. Welche Auswirkungen dies auf die winzigen Organismen habe, sei bisher kaum erforscht. Fakt ist, dass Kunststoff selbst nicht giftig ist, es jedoch absorbierend auf schädliche Substanzen wie beispielsweise Schmieröle und Lacke wirke. Kleinstlebewesen, Fische und Wale ernähren sich von Mikroorganismen und sammeln so Mikroplastik in ihrem eigenen Organismus an. Dies führe oft zum Tod durch Organversagen oder Vergiftung. Auch im menschlichen Körper wurden Mikroplastikteilchen nachgewiesen. Wer jetzt glaubt, der Verzicht auf Fisch und andere Meeresprodukte würde dies ändern, irrt sich. Denn Mikroplastik ist ebenfalls in vielen Kosmetik-Produkten, synthetischer Kleidung und Meersalz enthalten.
Globale Säuberung
Das größte Problem sei, so die Wissenschaftler, dass die winzigen Teilchen in den Kläranlagen nicht ausgefiltert und so ins Trinkwasser und die Meere gelangen würden. Man denkt darüber nach, den Lebensraum von Mikroorganismen zu säubern und so den Anteil an Mikroplastik im Meer zu senken. Des Weiteren soll nach effizienteren Recyclingmethoden und einem biologisch abbaubaren Ersatzmaterial für Kunststoff geforscht werden. Die Wissenschaftler appellieren an eine lokale und globale Zusammenarbeit, sodass ein breiteres Bewusstsein für die Problematik aufgebaut und gemeinsame Lösungen gefunden werden können. Der nächste MICRO-Kongress ist 2018 geplant und wird von der wissenschaftlichen Gemeinschaft als Meilenstein in der Zusammenarbeit gesehen.