(24-07-2010) Mit einer Wandergruppe ging es für mich bereits zweimal auf verschlungenen Pfaden durch die Naturschönheiten der Insel. Zuvor waren es Montaña Blanca und das Ajaches Massiv gewesen, diesmal zogen wir in die Wüste, durch „El Jable“- den „Sand“.
„El Jable“ erstreckt sich von der Nordwestküste Lanzarotes einmal quer durch die Insel bis nach Arrecife. Aus der geografischen Nähe zu Afrika wird oft genug geschlossen, dass der Saharasand sich über die knapp 140 Kilometer zwischen Afrika und Insel trägt und hier ablagert. Doch auch wenn das gelegentliche Calima-Wetter durchaus Sand und Staub um die kanarischen Nasen weht, so sind die Mengen doch nicht annähernd ausreichend, um eine ganze Insel so gründlich zu bestäuben.
Das Grundgerüst für diese karge Landschaftsform des „El Jable“ bildet vielmehr Muschelkalk. Jahrtausende geduldiger Brandung und kontinuierlichen Winds haben hier Muscheln und Krebse zu feinstem Kalkstaub zerbröselt. An der Küste bildet der Famarastrand, von dem schon in Episode 10 „Meerwert“, die Rede war, den Ausgangspunkt. Von hier erstreckt sich der, vom Satellit aus gut erkennbare Wüstenlandstrich bis zum Flughafen auf der Südseite. (Hier bit.ly/cztWSb findet sich die entsprechende Grafik und darin ganz grob unsere Wanderroute.)
Für Wanderungen eignet sich das Terrain insofern, als dass es eben ist und zügig voran geht. Dennoch bin ich mehr Fan intakter Bergwelten, als großzügig verteilter Feinstaubversionen.
Bei der Halbzeitetappe namens „El Cuchillo“= Das Messer, kam ich schon eher auf meine Kosten. Dieser Felskamm, der als ehemaliger Kraterrand die flache Landschaft monolithisch überragt, trennt nach Nordwesten hin sauber den Sportknast "Club La Santa“ vom Rest der Welt ab. „El Cuchillo“ bietet eine ansehnliche Aussicht auf das Umland und eignet sich auch recht malerisch für eine kleine Zwischenmahlzeit.
Die Tour war mit ihren insgesamt 11 Kilometern eine ganz stattliche Angelegenheit, dank GPS Gerät bestens dokumentiert. Man muss staunen, was einem dieses "Schweizermesser" unter den Navigationsgeräten alles über den eigenen Laufstil erzählt. Siehe Foto ;)
Im Anschluss gabs erstmal einen isotonischen Weißwein im Landwirtschaftsmuseum von Tiagua. Hier hat sich die Zeit selbst eine Pause gegönnt und mit viel Liebe zum Detail, zur Philosophie und zur Sammelwut ein ehemaliges Landgut aus dem Zeitalter des Feudalismus in ein Zeugnis lanzarotenischer Geschichte verwandelt. In jedem Raum der Einrichtung finden sich dreisprachige Tafeln mit ausführlichen Eindrücken und Gedanken zur Agrarkultur und zum Verständnis von Mensch und Natur in früheren Tagen der Insel.
Man gewinnt nicht nur einen plastischen Eindruck von den Mühen, die das Land den wenigen Einwohnern damals abverlangte, man wird selbst ein Teil dieser Erfahrung, wenn man die Lavagestein bedeckten „Picon“ Felder und halbrunden Windschutz-„Zockos“ durchstreift, die auf Lanzarote erst sinnvollen Ackerbau ermöglichen.
Lektionen fürs Leben:
Dass auf Lanzarote so unwahrscheinlich viele Hunde existieren, hatte ich bislang vor allem auf freiwillige Vermehrung und eine große Zuneigung der Einheimischen zu diesen Tieren zurückgeführt. Gerade Letzteres, so habe ich nun gelernt, wird aber auch vom Wetter begünstigt. Denn Lanzarote ist in der Regel, warm, windig und trocken und nur in seltenen Fällen, wird es auch mal kalt, windig und nass. Und nasser Hund in geschlossenen Räumen ist gerade dann ein außergewöhnliches Kontrastprogramm für die Nase.
Lektion für den Urlaub:
Nicht jede Homepage mit interessanter Lektüre hat einen klangvollen Namen: Ich empfehle dem sachverständigen Eingeborenen oder Permanentlanzaroteño den Besuch dieses Urlaubsberichts von 2007. bit.ly/bVrEFd
Soundtrack des Tages:
Iron & Wine – Cinder and Smoke
Nizlopi - Glastonbury