(17-07-2010) Der jüngste Teil der Insel ist auch gleichzeitig die größte Sehenswürdigkeit in Bezug auf die Fläche und den täglichen Touristendurchsatz: Der Timanfaya Nationalpark.
Das größte Hindernis beim Betreten eines Vulkans ist heutzutage allerdings weder sengende Hitze, noch das unwegsame Gelände. Vielmehr steht das Gebiet unter so striktem Naturschutz, dass es 4 Formulare mit geschätzten 22 Dokumentseiten, der Hinterlegung eines Pfands zwischen 300 und 3000 Euro auf der Bank und einer eidesstattlichen Erklärung gegen den Vandalismus bedarf, bis man jemand an der Strippe hat, der sich dazu berufen fühlt einem den Einlass abseits der Reisebusrudel zu ermöglichen. Aber die Presse hat ja Geduld (oder zumindest Ausdauer, großes Lob an die Chefin ;).
Die Busse, im lateinamerikanischen und kanarischen Raum bekannt als „Guaguas“, stellen im Timanfaya Nationalpark das einzige Transportmittel dar. Aber wer sich dann auf dem Schriftweg einen „Vigilante“, also einen eigenen Parkaufseher organisiert hat, darf in dessen Begleitung und in dessen Fahrzeug die schmale Piste erkunden. Wenn ich unseren Privatreiseführer recht verstanden habe, machen die Busfahrer Lanzarotes hier auch ihren Führerschein... Und ich glaube wer hier einen 15 Meter langen Personentransporter durchsteuern kann, der kommt überall durch.
Der Nationalpark bietet ein wahres Feuerwerk für Auge und Kamera. Die Lava und Asche, die 1730-1736 dafür sorgte, dass Lanzarotes Agrarsektor zum größten Teil den Bach runter ging, bietet heute eine eigene Form der Artenvielfalt. Je nachdem, ob die Lava schnell, oder langsam floss, herausgeschoben oder herausgesprengt wurde, bildeten sich verschiedenste Formationen. Und abhängig vom Material auch die buntesten Farbtöne. Von ganz oben zeigt sich die Landschaft daher wie ein Flickenteppich aus Rot-, Weiß-, Braun- und Blautönen. (Gibt es eigentlich „Schwarztöne“?)
Universalarchitekt Cesár Manrique hat dafür gesorgt, dass der Tourismus streng kanalisiert an diesem versteinerten Schauspiel teilnimmt. Er gestaltete das einzige Gebäude auf dem Gelände des Nationalparks, das Restaurant „El Diablo“. Gelegen auf dem Gipfel eines kleineren Vulkans, werden hier verschiedene Speisen auch heute noch auf der austretenden Hitze aus dem Erdinneren zubereitet. Nebenan demonstriert dann ein Mitarbeiter des Parks die Temperatur knapp unter der Oberfläche indem er einen Wassereimer in ein Rohr gießt, das senkrecht im Boden steckt und das dann zuverlässig einen kleinen Geysir hervorbringt. (Grill war nicht in unserer Pressegenehmigung für Fotos drin, man schaue sich stattdessen den öffentlichen Flickr Ordner dieses Herren an, der vor Ort war. bit.ly/cTJLWE )
Am Rande des Parks liegt eine Herde von Dromedaren, die für den Touristen ein bisschen Karawanenflair in unwirtlicher Wüstenlandschaft zu bieten hat, wenn man sich auf den zwanzigminütigen Ritt einlässt. Auch wenn die Meinungen hier stark auseinandergehen finde ich diese Tiere einfach nur stolz und majestätisch.
Der Timanfaya Nationalpark ist (selbst in der Verkleidung als Tourist) unbedingt erlebenswert und zählt mit Sicherheit zum Spektakulärsten was die Insel zu bieten hat.
Lektionen fürs Leben:
So groß auch für den Fotografen in jedem von uns das Bedürfnis ist, sich in einer solch unberührten Landschaft auszutoben und die schönsten Ausblicke in den entlegensten Winkeln zu suchen, so wichtig ist es, dass hier genau dies 99,9% der Menschheit verboten ist. Die Einzigartigkeit und unberührte Wildheit des Nationalparks wäre innerhalb von Wochen dahin, wenn man es der breiten Masse ermöglichen würde, eigenmächtig Hand anzulegen und Fuß aufzusetzen.
Lektion Nummer zwei:
Dromedare haben ein zusätzliches Kniegelenk, entgegen der Laufrichtung.
Soundtrack des Tages:
Erste Allgemeine Verunsicherung – Fata Morgana
Flight of the Conchords – Frodo don’t wear the Ring
Subway to Sally - Aufstieg