(13-07-2010) Lanzarote besitzt kein natürliches Süßwasser. So lautete der einhellige Tenor meines Reiseführers und aller bisherigen Informationsquellen. Was also macht ein Staudamm in der nördlichen Mitte vom Nirgendwo zwischen Mala und dem Parque Eólico?
Von der Landstraße LZ1 aus ist der Damm gut zu sehen, wie er über Mala in etwa 150 Metern Höhe zwischen zwei Hügeln klemmt. Es war daher für mich nur eine Frage der Zeit, bis ich mir dieses absurde Bauwerk aus der Nähe anschauen würde.
Als Deutscher assoziiert man solche Monumente in der Regel mit Wasserkraft zur Stromerzeugung. Die Biosphäreninsel hat einen ordentlichen Hunger nach Strom, ein grünes Kraftwerk liegt also nahe. Nur der Energieträger dazu fehlt. Das wäre vielleicht vergleichbar mit dem Bau eines Fernsehstudios, bei dem man unmittelbar nach dem ersten Sendetermin feststellt, dass man gar nichts zu sagen hat (was die Wenigsten vom Senden abhält). Der Zweck des Gemäuers muss also ein anderer sein. So weit die Vermutungen, auf zur Visite!
Hinter der Staumauer schloss sich zu unserem Erstaunen tatsächlich eine ansehnliche Ansammlung grünlichen Wassers an. Selbst bei 34° im Schatten und der sengenden Sonne Nordafrikanischer Breitengrade wehrte sich diese anscheinend tapfer gegen das Verdunsten. Dieses Gewässer steht hier ohne erkennbaren Zu- oder Abfluss, eignet sich also hervorragend zur Aufzucht allerlei Insektengetiers. Dies sorgt allerdings höchstens in Fachkreisen für Begeisterung ;) Vom Umfeld des Sees wurde die Forschungsreise daher auf die Oberfläche und ins Innere des Staudamms verlegt.
Im Inneren hatten sich die Entwicklungssubventionen der EU, die in Lanzarote für vielerlei Infrastruktur verbaut oder verbummelt wurden, mit der Zeit in eine dekorative Rostschicht verwandelt. Diese sah auch in der Tat so aus, als sei sie in den letzten 20 Jahren nicht ernsthaft in ihrer Entwicklung gestört worden.
Lediglich die Frage zu welchem Zweck, oder besser unter welchem Vorwand der Damm errichtet worden ist, hat sich für mich noch nicht beantwortet. Es könnte ein Regenrückhaltebecken sein, ein dekoratives Landschaftselement oder ein Freiluftmuseum für "So schonmal garnicht!". Ich habe mal im Wasserwirtschaftsplan Lanzarotes recherchiert, aber selbst da steht nur drin, dass sich die Insel in keiner Weise für Staudämme eignet. (http://bit.ly/8X64QY Paragraf 3. Stichwort „embalse“)
Mit geschätzten 25 Metern Höhe wirkt der Damm eher wie ein Abenteuerspielplatz oder das Fundament einer Skisprungschanze, denn wie ein notwendiges Utensil der Wasserwirtschaft. Aber vielleicht unterschätze ich auch nur seinen Nutzen zu anderen Zeiten als dem Hochsommer. Immerhin ist Wasser drin, das ist schonmal ne Leistung.
Resutat: Nach der erfolglosen Sinnsuche des Bauwerks haben wir uns der Untersuchung einer dort gefundenen Libellenhaut versucht. Das erste Ergebnis ist Stoff für Hollywood : (Strobist-Info: Nikkor 200mm mit aufgesetztem Nikkor 50mm umgedreht bei f13. 1/200 ISO 320. + SS 400 Hotshoe nach oben + SB 900 rechts hinten auf 35mm bei 1/32 Vol. Diffusor)
Aufgrund unserer ausgedehnten Wanderung ging das WM Finale zum größten Teil an uns vorbei. Wer sich in Ruhe von diesen Wochen der Ballbegeisterung verabschieden möchte, kann hier mit Hilfe ausgezeichneter Kamerakollegen seinen Reminiszenzen frönen.
www.boston.com/bigpicture/2010/07/2010_world_cup_comes_to_a_clos.html
Lektionen fürs Leben:
Spannendes und Ungewöhnliches liegen abseits der bekannten Pfade. Das schöne ist, dass man sie von dort aus oft sehen kann. Um hinzukommen muss man allerdings ein paar Bedenken beiseite schieben und Warnungen in den Wind schlagen. Fabi, die Kletterwanderung wäre was für dich gewesen. Mama, ich glaube für dich nicht ;D
Soundtrack des Tages:
Ohrbooten – Autobahn www.youtube.com/watch
BossHoss – Go! Go! Go! www.youtube.com/watch
Eminem – I’m not afraid! www.youtube.com/watch