Anfang Dezember wird auf Lanzarote ein Kulturereignis stattfinden, das von vielen mit Spannung erwartet wird. Gebhardt Binder wird auf Lanzarote zum ersten Mal mit seiner bildnerischen Darstellung der Apokalypse an die Öffentlichkeit treten, dazu wird das Khachaturian-Trio Musik von Johann Sebastian Bach bis Arvo Pärt spielen.
Eine Frage kann ein ganzes Leben verändern. In diesem Fall war es die Frage der Tochter von Gebhardt Binder, die von ihrem Vater wissen wollte, wer oder was denn die „Apokalyptischen Reiter“ seien. Ein halbes Jahrzehnt (2007 bis 2012) sollte danach vergehen, bis der ehemalige Informationsdesigner bei seiner Reise durch die geheimnisvolle Welt der Apokalypse eine Antwort und damit halbwegs Ruhe fand.
Für ihn – und nicht zuletzt auch für seine Familie – begann damals das Abenteuer, das letzte Buch des Neuen Testamentes, die Offenbarung des Johannes, in einer für heutige Zeiten kaum noch möglichen Tiefe zu erfassen, zu erleben, zu erfühlen und dann letztlich alle aus diesem Erleben gewonnenen Visionen in eine grandiose Bilderwelt zu projizieren. In diesen Jahren las er jeden Tag die 22 Kapitel der Apokalypse, meditierte über den Text, ließ sich mehr und mehr in die sprachliche Bilderwelt des Apostels ein, zog sich in die Innenwelt zurück – um in und für die Außenwelt dabei ein Opus Magnum entstehen zu lassen, das für Binder das Hauptwerk seines künstlerischen Lebens darstellt. Die Apokalypse selbst ist für ihn keineswegs die Botschaft einer grandiosen Katastrophe, wie sie so oft schon dargestellt wurde. Sie ist für ihn ein tiefes, mystisches Dokument unserer Kultur, deren geistige Führer dadurch in die Geheimnisse der Menschheit eingeweiht werden sollten. Und eines davon hat mit den ersten Zeilen des Evangeliums eben dieses Johannes zu tun, der auch die Apokalypse verfasst hat: „Im Anfang war der Logos – das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Der Mensch ist auch aus dem Wort, und wenn er eines Tages wieder mit ihm und damit mit Gott vereint ist, ist die Schöpfung an ihrem Ziel angekommen. Die Apokalypse ist unter diesem Gesichtspunkt reine Freude.
Dieser Freude schenkt Binder in seinem Bilderzyklus Raum. In Symbolik und Farbgebung, in der Thematik wie in der Botschaft an den Betrachter spielen Tod, Chaos, Bestrafung, Gewalt und Untergang zwar immer noch eine Rolle – wie man es vielleicht auch bei diesem Thema erwarten kann –, aber es dominieren Licht und kräftige, lebendige Farben. Der Tod erhält so seine eigene Schönheit, er ist nicht hässlich, aber angstfrei ist er auch nicht. Binders Bilder machen betroffen, aber man muss sich nicht abwenden: Ihr Licht ist auch eine Verheißung.
Wie präsentiert man aber nun eine Bilderwelt, die aus diesen Innenwelten entstanden ist, so, dass nicht nur der Farben und Formen analysierende Blick des Auges angesprochen wird, sondern auch die das Unfassbare ahnende Seele mit ins Bildgeschehen hineingezogen wird? Gebhardt Binder hatte die Idee, seine Bilder mittels moderner Digitaltechnik aufzulösen und sie wieder auf einer Bildschirmoberfläche versus Leinwand zusammenzuführen, und dabei sollte Musik erklingen. Nur welche Musik? Und wer sollte spielen? Binder hatte keine Scheu, Sir Simon Rattle von den Berliner Philharmonikern anzuschreiben, oder auch den zurzeit vielleicht bedeutendsten modernen Komponisten, Arvo Pärt. Antwort bekam er letztendlich vom Khachaturian-Trio, insbesondere in der Person des Geigers des Trios, Karen Shahgaldyan, der dem lanzarotenischen Publikum von vergangenen Konzerten bestens bekannt ist. Er und seine beiden Kollegen ließen sich von der Idee Binders, die Vernissage mit einem Konzert zu verbinden, begeistern und wählten die Musikstücke aus. Es wird Musik zu hören sein von Bach, Ravel, Schostakowitsch, Prokofjew und natürlich vom großen Arvo Pärt, der wie kein zweiter versteht, biblische Themen und damit Menschheitsthemen in seiner Musik lebendig und erlebbar zu machen. Durch die vereinte Tätigkeit von Auge u n d Ohr soll so dem ahnenden wie dem hermeneutischen Erschließen und Inne-Werden der apokalyptischen Geheimnisse ein Raum, eine Möglichkeit eröffnet werden.
Dieses Bilder-Konzertereignis wird mit Sicherheit eine der Sternstunden des diesjährigen „Festival de música clásica Yaiza“ sein, welches Liebhabern der klassichen Musik auf Lanzarote schon lange ein Begriff ist. Rechtzeitiger Kartenkauf (ab 5. November) ist dementsprechend zu empfehlen. Die Konzerttermine sind wie folgt:
Am Samstag, 5. Dezember, 20 Uhr, spielt in der Casa Benito Pérez Armas in Yaiza das Khachaturian-Trio Werke unter anderem von Rachmaninov und Khachaturian.
Am Sonntag 6. Dezember, 20 Uhr, ist in der Casa Benito Pérez Armas in Yaiza, die Uraufführung von Gebhardt Binders audiovisuellem Apokalypse-Zyklus, musikalisch gestaltet vom Khachaturian-Trio mit Stücken unter anderem von Bach, Brahms, Ravel, Tschaikowski und Pärt.
Am Freitag, 11. Dezember, 20 Uhr, gibt im Camel House in Mácher das Khachaturian-Trio zusammen mit Natalia Lubimova (Bratsche) einen Brahms- und Beethoven-Abend.
Am Samstag, 12. Dezember, 20 Uhr, kommen im Abschlusskonzert in den Bodegas El Grifo – Museo del Vino Werke von Gustav Mahler, Gabriel Fauré und Richard Strauss zur Aufführung, gespielt wiederum vom Khachaturian-Trio und Natalia Lubimova.
Gebhardt Binders Schaffen können Sie sich auch noch auf der Webseite www.gebinder.de ansehen und alle Details zum diesjährigen Festival de música clásica Yaiza – vor allem den Kartenverkauf – finden Sie auch auf der Webseite www.musicaclasicalanzarote.com
Gebhardt Binders Kunstbildband im Schoner „Die Bilderwelten der Offenbarung“ (160 Seiten, 42 Abbildungen nach Original-Ölbildern) können Sie am Tag des Konzerts, 6. Dezember 2015, zum Sonderpreis von 39 Euro erwerben.
Bei Verkauf auf Bestellung in Deutschland: 58 Euro zzgl. Versandkosten. Information unter info@bit-design.de